Würdigung der Jury
Die höchste Zahl jüdischer Bewohner in der Hegau Gemeinde Randegg wurde um 1850 mit 350 Personen erreicht, dies waren etwa 40 Pro-
zent der Gesamtbevölkerung. Sie lebten von Viehhandel und Landwirtschaft. In der Folge entstanden aber auch Gewerbetriebe und Läden. Eine erste Synagoge gab es Ende des 17. Jahrhunderts, um 1800/1810 einen Neubau, der 1938 von den Nationalsozialisten im Zuge des Pogroms zerstört wurde. Daran, aber auch an die Opfer der NS Gewaltherrschaft – 59 Randegger Juden wurden deportiert – erinnert das Denk- und Mahnmal am Synagogenplatz an der Otto Dix Straße. Im Erdreich versenkte Stahlbänder weisen die Umrisse des Grundstücks aus, auf dem das jüdische Gotteshaus stand; eine langgezogene, balkenförmige Skulptur, ebenfalls aus Stahl, mit den herausgestanzten Namen der Vertriebenen „liegt“ auf dem zur Straße hin abfallenden Gelände; eine in ein hohes Band integrierte Schrift erinnert an das historische Geschehen. Die Würde des Synagogenplatzes, der nach einem breiten Planungs- und Beteiligungsprozess 2013/2014 neu gestaltet wurde, wird gewahrt. Nicht zuletzt der ästhetische Minimalismus – selbst auf Beleuchtung wurde verzichtet – fordert und fördert ein Nachdenken über die Shoa und ihre Opfer. Erinnerungskultur wie aus dem Lehrbuch.
Siegenführ Gassner Architekten Thea Siegenführ, Bernhard Gassner, Gottmadingen
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