Marlene Grün und Frederick Kubin

„Raum im Wandel“

Verfasser*innen: Marlene Grün und Frederick Kubin
Hochschule: Hochschule Darmstadt, Fachbereich Architektur
Betreuung: Prof. Anke Mensing
Projektrahmen: Stegreif / Wettbewerbsbeitrag – Wintersemester 2022/2023

Aus Umstrukturierungsmaßnahmen aufgrund der bis zu 500.000 Kirchenaustritte pro Jahr werden einige Räume nicht mehr für ihren ursprünglichen religiösen Zweck gebraucht. Wie metamorphosieren Kirchen- und Gebetsräume in der Architektursprache wieder zurück in profane soziokulturelle Treffpunkte für die gesamte Stadtgesellschaft?

Das räumliche Konzept für die Friedenskirche am Marienplatz hat den Anspruch den facettenreichen Nutzungen für das Quartier gerecht zu werden und manifestiert gleichzeitig den gesellschaftlichen und strukturellen Wandel der Umnutzung.

In etlichen Nutzungsszenarien wird das Potenzial des Raumes erforscht; Raum und Zwischenraum stehen in theatralem Wechselspiel zueinander. Räume mit fest determinierter Nutzung bilden sich in den vorhanden geschlossenen Gebäudeteilen (ehem. Sakristei, Nebenanbau, Empore) ab. Diese klar verorteten Ankerpunkte halten den Alltag lebendig. Der einst longitudinale Raum, der als Saalkirche entworfen worden ist und insbesondere aufgrund der seitlichen Arkaden eine Richtung aufweist, dient als soziale Spielfläche für die Anwohnerschaft, dessen räumliche Ausrichtung und Gesamtgröße sich je nach Nutzungsintention adaptieren lässt.

Auf respektvolle Art und Weise werden Materialien und Formen des Bestandes zitiert. Durch minimale Eingriffe in der Süd-Fassade zeichnet sich die Öffnung des Kirchengebäudes nach Außen hin ab. Vier der Fünf charakteristischen Glasmalereien werden der Bestandswand entnommen und im Inneren des Gebäues in einen neuen Kontext gesetzt. Die zuvor nach außen wirkenden Bleiglasfenster nehmen – eingebettet in die vier flexiblen Elemente – eine introvertierte Haltung ein und erfahren eine neue Wertschätzung. Das Öffnen der Südfassade erlaubt die Einbindung des Außenraums und kann zusammen mit dem architektonischen und nutzungskulturellen Schwellenabbau metaphorisch für die neue Zugänglichkeit des Ortes für das Quartier stehen.

In den abgebildeten theoretischen Nutzungsszenarien geht es nie um eine Determination von bestimmten Aktivitäten. Wenn dann, kann offen und geschlossener Raum dargestellt werden, Ideen als Impulse hinzugefügt werden. Der Antrieb ist, insbesondere eine Gleichzeitigkeit verschiedener Nutzungen zu erreichen, sodass die spannende Frage bleibt: Wie wird sich das Quartier Zwischenräume aneignen und ihnen durch individuellen Bedarf einen Nutzen geben?